INFOBLOG Im InfoBlog werden regelmäßig Sach-, Fach- und Marktthemen erörtert, welche fĂĽr die Kautschuk- und Kautschukholzindustrie von Bedeutung sind. Aus aktuellem Anlass beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mit der Kautschukernte, welche mit dem Tapping beginnt und der Verwertung endet. Kautschukernte – vom Tapping zur Verwertung Voraussetzungen: Sobald ein Kautschukbaum einen Umfang auf Brust- höhe von 45 cm aufweist, ist er bereit fĂĽr die Ernte. Voraussetzung ist, dass eine entsprechende Ernte-Organisation, bestehend aus ausgebildetem Tapping-Personal, Erntehelfern und logistischen Infrastrukturen, wie z.B. Sammel-Traktoren, Sammel- und Wägestationen sowie Zwischenlagern vorhanden sind. Vorbereitung: Wenn die äuĂźere Rinde des Kautschukbaums fachgerecht angeritzt wird, sondert der Baum einen milchigen Saft ab, der Latex genannt wird. Der Latexsaft flieĂźt im Splintholzbereich des Stamms, unmittelbar un- ter der Baumrinde in Kapillaren, in denen neben dem Latexsaft auch Was- ser und gelöste Nährstoffe zirkulieren. Wenn der heraustretende Latexsaft nicht stabilisiert wird, gerinnt er nach kurzer Zeit zu natĂĽrlichem Kautschuk. Durch die Gerinnung kommt der Latexfluss zum Erliegen. Damit bei jedem Ritzvorgang die maximale Latexmenge herausflieĂźt, ist es notwendig, den Ritzkanal in einem präzisen 45 °-Winkel nach unten ĂĽber die Hälfte des Baumstammes zu ziehen. Damit wird eine FlieĂźgeschwindigkeit erreicht, die verhindert, dass der Latexsaft vorzeitig gerinnt. So wird gewährleistet, dass möglichst viel Kautschuk geerntet werden kann. Um sicherzustellen, dass der Ritzkanal im richtigen Winkel angelegt ist, wird bei jedem Kaut- schukbaum mit Hilfe einer Schablone der erste Ritzkanal eingezeichnet. Tapping: Tapping wird der Vorgang genannt, wenn der mit der Ernte be- auftragte Arbeiter die Kautschukbäume mit einem speziellen Ritzmesser sichelförmig nach unten ritzt, damit der Latexfluss in Gang kommt. Der austretende Latexsaft flieĂźt entlang des Ritzkanals nach unten und tropft ĂĽber einen speziellen Schnabel am Ende des Ritzkanals in einen darunter befestigten Behälter. Cup-Lumps: Cup-Lumps sind die geronnenen (koagulierten) Naturkaut- schukklumpen, die in den Behältern (Cup) entstehen, wenn der aufgefan- gene Latexsaft gerinnt. bei der Sammel- und Wägestation ein Verwertungspreis festgestellt wer- den kann, wird auf Grundlage des ermittelten Feuchtigkeitsgehalts, das Trockengewicht berechnet. Erntehäufigkeit: Geerntet und getappt wird innerhalb von rund 10 Mo- naten alle 4 Tage. Wintering: In der heiĂźesten Phase der Trockenzeit ruhen das Tapping und die Erntetätigkeit während einer Zeit von 30 bis 60 Tagen, abhängig vom klimatischen und meteorologischen Verlauf der Trockenzeit. Erntehelfer: Die Erntehelfer haben die Aufgabe, die Cup-Lumps einzusam- meln und zur Sammel- und Wägestation zu bringen. Dazu steht fĂĽr jeden Plot ein speziell gekennzeichneter Erntesack zur VerfĂĽgung, in den die Cup-Lumps jeweils eines Plots gefĂĽllt werden. Die Erntesäcke werden anschlieĂźend mit einem Traktor eingesammelt und zur Sammel- und Wägestation transportiert. Erntesäcke: Alle Erntesäcke sind mit einer wetterfesten, scanbaren und codierten Plakette gekennzeichnet. Die Codes enthalten die verschlĂĽsselten Angaben der Baumbesitzer. Sammel- und Wägestation: In der Sammel- und Wägestation wird jeder Erntesack mittels Code identifiziert und dem jeweiligen EigentĂĽmer zuge- ordnet. AnschlieĂźend wird der Ernteinhalt gewogen und der Feuchtigkeits- gehalt der Cup-Lumps mittels Sonde ermittelt. Feuchtigkeitsgehalt: Die Handelspreise pro Kilo Naturkautschuk bezie- hen sich auf getrockneten und verarbeiteten Naturkautschuk. Damit direkt 12 Zwischenlagerung: Nach der Feststellung von ErnteeigentĂĽmer, Erntege- wicht, Feuchtigkeitsgehalt und der Berechnung des Trockengewichts werden die Kautschukernten in speziellen Trocknungsmulden zwischengelagert. Kautschukfabrik: Der Transport zur Kautschukfabrik erfolgt bei Vollbe- trieb wöchentlich. Nach einer weiteren Lagerungsphase wird der ange- lieferte Cup-Lump-Naturkautschuk durch intensive maschinelle Wasch-, Schredder- und Trocknungsvorgänge verarbeitet. Im Ergebnis entstehen gepresste TSR-Kautschukballen, die in Bezug auf Körnungsgröße, Reinheit, Haltbarkeit und Form die entsprechenden Standardnormen erfĂĽllen, um anschlieĂźend vorschriftsmäßig verpackt, bezeichnet und palettiert ĂĽber die panamaischen Häfen in den Exporthandel zu gelangen. TSR-Kautschuk: TSR Produkte (TSR = Technical Specified Rubber => technisch spezifizierter Naturkautschuk) sind standardisierte Vorleistungs- gĂĽter, welche vorwiegend in der Reifenindustrie zum Einsatz kommen. Ihre Herstellung ist technisch relativ unkompliziert und geschieht hauptsächlich mechanisch. Je nach Spezifikation unterscheidet man zwischen verschiede- nen Reinheitsgraden. Ernteverwaltung: Die Verwaltung der Kautschukernten erfolgt separat fĂĽr jeden Plot (jeweils 55 Kautschukbäume). Die jeweiligen Ertrags- und Erlös- abrechnungen werden unmittelbar beim Erfassen der Ernte in der Sammel- und Wägestation erstellt und monatlich mit allen EigentĂĽmern abgerechnet.